Mobilität
Mobilität im ländlichen Raum - Wie kann eine "neue Mobilitätskultur" entstehen?
Die lokal-regionale Entwicklung im Bereich Mobilität ist momentan in Deutschland und Dänemark eines der relevantesten und meist diskutierten Themen der Stadt- und Regionalentwicklung. Alle Experten sind sich einig, dass der klassische ÖPNV (Bus & Bahn) aktuell als Angebot im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht ausreicht, um -insbesondere in der Fläche- ein attraktives Erschließungsangebot darzustellen. Auch eine fortlaufende Optimierung wird diese Situation nicht nachhaltig verbessern. Insbesondere abseits der starken ÖPNV-Achsen wird das bestehende System immer wieder an seine Grenzen stoßen. Vielfach fallen daher in der Zukunftsdiskussionen neumodische Schlagwörter, wie "Intermodale Wegeketten", "RideSharing" und "Mobilitätshubs", die alle dazu beitragen sollen, dass aufbauend auf dem klassischen ÖPNV Angebot eine "neue Mobilitätskultur" entstehen kann.
Der Kreis Plön möchte diese Herausforderungen als Aufgabenträger ÖPNV und moderner Dienstleister frühzeitig wahrnehmen, um u.a. seiner Rolle als lokal-regionaler Akteur gerecht zu werden. Basierend auf der Aufgabenträgerschaft sowie einer zielgerichteten und abgestimmten Zusammenarbeit soll ein möglichst sicheres und verlässliches Gesamtprodukt "Mobilität" im Kreis Plön zukünftig unter Akteurs- und Bürgerbeteiligung entwickelt und als Ganzes angeboten werden können. Da gleiche Tendenzen bei anderen deutschen sowie dänische Kommunen bestehen, setzt die Case Study hier an.
Es bedarf zunächst einer sinternen Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen/Organisationsstruktur. Der Bereich "Mobilität" wird dadurch zunehmend zu einem fachübergreifenden Entwicklungs- und Handlungsansatz, welcher aufgrund seiner hohen Komplexität nachhaltige und zukunftsfähige Organisationsstrukturen als Basis benötigt. Mit der Entwicklung strategischer Handlungsfelder hat der Kreis Plön 2012 begonnen eigene Leitlinien zu entwickeln, welche durch den Aufbau einer detaillierten und anwendbaren Ausrichtung im Rahmen einer "Integrierten Entwicklungsstrategie Mobilität" ausdifferenziert und als ganzheitlicher Ansatz nutzbar gemacht werden kann.
Herausforderungen "Organisation Mobilität & partizipative Mobilitätsentwicklung"
Allen Akteuren sollte in diesem Zusammenhang bewusst sein, dass dies einen Paradigmenwechsel zum bisherigen Handeln darstellt, welcher mit großen Herausforderungen verbunden ist. Insbesondere auf die Aufgabenträger ÖPNV (Bus) kommt -neben den komplexen Aufgaben des klassischen ÖPNV- ein erweitertes Aufgabenspektrum zu, da die Neuentwicklungen sinnvollerweise in den ÖPNV integriert werden sollten. Um im Sinne der Bürger bzw. der öffentlichen Daseinsvorsorge ein integratives Mobilitätssystem zu schaffen, bedingt diese Entwicklung, dass z.B. Kommunen in beiden Ländern
- die internen Organisationsstrukturen um das neue Aufgabenspektrum erweitern und professionalisieren sowie
- eine Aufgabenabstimmung mit relevanten externen Entscheidungs- und Handlungsebenen forcieren.
Darüber hinaus bedingt dies die Umsetzung diverser Maßnahmen und der Schaffung von neuen Beratungsangeboten:
- Akteurs- und Bürgerbeteiligung im interkommunalen Kontext (partizipative Mobilitätsentwicklung),
- Beratungsangebote zu neuen Verkehrs- und Mobilitätsinfrastrukturen in Dörfern und Städten (u.a. verkehrsmittelübergreifende Mobilitätsstationen, Straßen-, Fuß- und Radwegeinfrastruktur),
- Beratung ehrenamtlich Aktiver zu alternativen Mobilitätsangeboten (u.a. CarSharing/Dorfauto, Bürgerbus),
- analog-digitale Vernetzung des ÖPNV mit jeglichen neuen Angeboten (integrative Mobilitätszentrale) und eine
- zielgerichtete und stetige Kommunikation in Richtung Bürger/potenzielle Nutzer
Dementsprechend bildet die Case Study im Sinne eines handlungsorientierten Vorgehen erste Schritte ab, um die Teilbereiche Organisationsentwicklung und partizipative Mobilitätsentwicklung mit folgenden Zielen zu bearbeiten:
- Vergleich der bisherigen internen IST Organisation von Mobilität in den beteiligten Kommunen
- Entwicklung von Komponenten für eine zukünftige SOLL Organisation
- Entwicklung eines deutsch-dänischen Methodenansatzes "Zukunftswerkstatt Mobilität"
- Durchführung und Evaluation der "Zukunftswerkstatt Mobilität"-Tests
Case Study resultat
Auf beiden Seiten der Grenze ist ein rückläufiges Angebot an öffentlichem Personennahverkehr in den ländlichen Regionen bemerkbar. Dies liegt vor allem daran, dass fast jedem Haushalt mindestens ein Auto zur Verfügung steht und dadurch die Nachfrage nach kollektiven Transportmitteln nachlässt. Aber wie bekommt man die Lokalbevölkerung dazu, die alternativen Angebote, die von der Kommune angeboten werden, zu nutzen, und was ist überhaupt der Unterschied bezüglich des öffentlichen Angebots zwischen Dänemark und Deutschland? Die case study „Mobilität“ setzte sich am Anfang der Zusammenarbeit damit auseinander, die verschiedenen Strukturen in Deutschland und Dänemark zu identifizieren, um ein besseres Verständnis für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzubauen. Im zweiten Schritt setzen sich die Teilnehmer damit auseinander, wie die verschiedenen Mobilitätsangebote der Kommunen zukunftsfähig aufgestellt werden können. Herausgekommen ist dabei ein Mobilitätskonzept, das auf beiden Seiten der Grenze angewendet werden kann, um lokales Engagement zur Lösung von Mobilitätsproblemen im ländlichen Raum zu fördern.
